April 2020. Ein Gespräch übers Händeschütteln mitten im ersten Lockdown. Wir werden uns doch bald wieder die Hand geben können, sobald der Spuk vorbei ist, das Abstandhalten im Sinne des Babyelefanten? Mein Gegenüber zögert, kurz, aber doch wahrnehmbar, um anschließend umso bestimmter zu bejahen, dass dies bald der Fall sein werde. Zehn Monate und einige Begegnungen später stellen wir im Februar 2021 fest, dass das mit dem Händeschütteln in Zukunft alles andere als eine ausgemachte Sache ist. Warum geben wir uns überhaupt die Hand? Weil es in der Kultur unserer Breiten ein Ausdruck von Aufmerksamkeit und Wertschätzung ist. Der historische Hintergrund ist ein anderer. Wem ich die Hand reiche, der besiegt mich nicht. Aus dem Sicherheitscheck der Vergangenheit wurde ein Botschafter von Gefühlen und Emotionen. Was die Augen nicht sagen können, sprechen die Hände. Die Defizite unserer Alltagshygiene waren offensichtlich gravierend. Kein Händeschütteln – kein Schnupfen, kein grippaler Effekt, nichts. Die Handschuhe früherer Zeit hatten ihre Berechtigung. Wir streifen sie ab, um uns die Hand zu geben, um die Haut des Gegenübers zu spüren und um die eigene zu beschnuppern. Krankheiten sind riechbar. Alles verlernt? Die eigenen Hände ergreifen, dem Gegenüber in die Augen schauen und eine angedeutete Verbeugung. Eine von mehreren Möglichkeiten. Letztendlich ist alles eine Frage der Übung.

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